St. Florian / Stiftsteiche
florapondtemporary
Eröffnung: 26. Juli 2019, 17 Uhr
Ausstellung: Aug. - Sept. 2019
Stiftsteiche, 4490 St. Florian
mit
Catrin Bolt, Anita Fuchs, Markus Hiesleitner, Daniela Krajčová, Nicole Krenn, David Leitner, Klara Paterok, Patricia J. Reis, Franz Tišek, Lukas Walcher
Kuratorin: Lenka Kukurová
Die Kulturdrogerie, ein Artist-run-space im 18. Bezirk in Wien, transferiert die Idee der gelebten „sozialen Skulptur“ über die Sommermonate auf das Land nach St. Florian. Das Projekt Flora Pondtemporary an den St. Florianer Stiftsteichen bietet die Gelegenheitdie Gegensätzlichkeiten von Stadt und Land, Raum und Verdichtung, Tradition und Trend temporär auszugleichen.
Das öffentlich zugängliche Arial der St. Florianer Stiftsteiche im Ortszentrum St. Florians bietet Fläche und Raum für das Projekt Flora Pondtemporary. Die zwei Hektar große Teichanlage des Stifts St. Florian ermöglicht ein Arbeiten in der Natur und mit der Natur, ist Versuchsraum und Freiluftatelier für die Kuratorin und die KünstlerInnen.
Neben neuen ortsbezogenen Arbeiten, die am Fischteich entstehen, sollen auch Arbeiten, die in der Kulturdrogeriein Wien entstanden sind, für Flora Pondtemporary präsentiert werden.
Das Projekt öffnet sich von Beginn nach Außen und heißt Publikum jederzeit willkommen, um so einen lebendigen Austausch zwischen den KünstlerInnen und interessierten BesucherInnen zu gewährleisten. Die Arbeiten, die während des Projekts realisiert werden, werden auf dem Gelände dauerhaft ausgestellt und bilden eine ortsbezogene Kunstansammlung in St. Florian, die zum Gespräch anregen soll.
opening: 26th of July 2019, 5pm
exhibition: Aug. - Sept. 2019
Stiftsteiche, 4490 St. Florian
Flora Pondtemporary
Die Ausstellung Flora Pondtemporary ist ein Kunstprojekt, das in diesem Jahr zum ersten Mal
an den Ufern der Stiftsteiche in St. Florian stattfindet. Hier wird die Kunst in einer ungewöhnlichen
Situation präsentiert, nicht in der Galerie oder in den Straßen der Stadt, sondern inmitten
der Vegetation. Das Publikum sieht also tatsächlich viel mehr Flora als Kunst. Und zu diesem
Publikum gehören nicht nur Menschen, auch die Pflanzen und Tiere schauen sich die Kunst an.
Der Titel der Ausstellung ist ein humorvoller Verweis auf den Ausdruck der contemporary art
(engl. für zeitgenössische Kunst) und stellt mit pond (engl. für Teich) eine Verbindung zu den
Stiftsteichen her.
“Pondtemporary Kunst” definiert sich durch die Verbindung von Kunst und Natur. In den Kunstwerken
finden natürliche Materialien oder Elemente Verwendung, die Werke reagieren aber auch
auf die natürliche Umwelt und beziehen sich thematisch auf das Verhältnis des Menschen zur
Natur. Entscheidend ist, dass die Arbeiten nicht gegen die Natur bestehen sollen, sie sind natürlichen
Prozessen ausgesetzt, die sie mit der Zeit verändern und möglicherweise zerstören. Der
Mensch hat seine Pläne, aber die Natur hat ihre eigenen Pläne, die respektiert werden müssen.
Kunst, die unsere Aufmerksamkeit auf die Natur und ihre Prozesse lenkt thematisiert auch Umweltprobleme,
die in der heutigen Gesellschaft diskutiert werden. Dürre, extremes Wetter und
durch menschliches Handeln verursachte Naturveränderungen sind keine abstrakte Bedrohung
mehr, sie sind eine konkrete Erfahrung für jede und jeden von uns.
Im Laufe der Menschheitsgeschichte, besonders zur Zeit der Aufklärung, hat sich die Idee durchgesetzt,
dass der Mensch autonom und unabhängig von der Natur und seiner Umwelt ist. Die
Natur war Gegenstand wissenschaftlicher Forschung, aber alles, was das menschliche Subjekt
nicht verstehen konnte, weil es nicht seiner Logik und Vernunft entsprach, wurde vom Erkenntnisprozess
ausgeschlossen. Es herrschte der Glauben, dass die Vernunft die Welt erobert, die Natur
beherrscht und dominiert. Diese Idee der unbegrenzten Macht des Menschen über die Natur hat
überraschend lange überlebt, und wird sogar bis heute noch häufig vertreten.
Andere Denkrichtungen (z.B. ökologische Philosophie, Umweltethik) bringen jedoch neue Perspektive
mit sich: Sie nehmen Natur und Mensch als ein zusammenhängendes Netzwerk von
Elementen und Beziehungen wahr. Der Mensch ist der Natur nicht überlegen, sondern Teil der
Natur. Alle Elemente schaffen miteinander eine Harmonie und sie brauchen einander. Die Ausstellung
Flora Pondtemporary knüpft genau an dieses Naturverständnis an: Kultur und Natur
stehen weder in einem Konkurrenzverhältnis noch sind sie voneinander getrennt. Der Mensch
dominiert hier die Natur nicht, er steht in einem respektvollen Verhältnis zu ihr. Diese Idee ist
alles andere als neu, wird aber noch nicht allgemein akzeptiert. Kunst könnte dabei helfen dies
zu ändern, weil sie nicht in erster Linie die Rationalität zur Wahrnehmung der Welt nutzt, sie
beschäftigt sich auch mit Emotionen, Träumen und Visionen. Kunst kann die Rolle eines sozialen
Labors für die Zukunft spielen.
Lenka Kukurová / KURATORIN, SK
Flora Pondtemporary
The Flora Pondtemporary exhibition is an art event on the shores of the Stiftsteiche in
St. Florian, taking place for the first time in 2019. Here art is presented an unusual situation,
not in the gallery or in the streets of the city, but pin the midst of the vegetation.
The audience actually sees much more flora than art. And not only people belong to this
audience, plants and animals also look at the art. The title of the exhibition is a humorous
reference to the word contemporary art and connects with the actual location: the pond.
“Pondtemporary Art” is defined by the combination of art and nature. The works of art
use natural materials or elements, but they also react to the natural environment and
relate thematically to the relationship of man to nature. One crucial aspect of Flora Pondtemporary
is that the works are exposed to natural processes that change and eventually
destroy them over the time. Man has its plans, but nature has its own plans that need to
be respected.
Art that draws attention to nature and its processes reacts to environmental issues
that are discussed in today’s society. Drought, extreme weather and changes in nature
caused by human actions are no longer an abstract threat, they are a concrete experience
for each and every one of us.
In the course of human history, especially during the period of Enlightenment, the idea
has prevailed that man is autonomous and independent of nature and its environment.
Nature was the object of scientific research, but everything the human subject could not
understand, because it did not correspond to its logic and reason, was excluded from
the cognitive process. It was believed that reason conquered the world, ruled and dominated
nature. The idea of man’s unlimited power over nature has survived unexpectedly
long, and is still represented even today.
However, other schools of thought (for example ecological philosophy, enviromental
ethics) bring new perspectives: they perceive nature and man as a coherent network of
elements and relationships. Man is not superior to nature, but is part of nature. All elements
create a harmony with each other and they need each other. The exhibition Flora
Pondtemporary is precisely linked to this understanding of nature: culture and nature
are neither in competition nor separated from each other. Man does not dominate nature
here, but he is in a relationship of respect with nature. This idea is anything but new,
but is not yet widely accepted. Art could help to change this, because it does not primarily
use rationality to perceive the world, it also deals with emotions, dreams and visions.
Art can play a role of a social laboratory for the future.
Lenka Kukurová / KURATORIN, SK